Ohne Grund lachen zu können, das ist das Ausbildungsziel von Lachseminaren. Etwas Verlogeneres ist schwer zu finden, das ist halt wie im Fernsehen, wenn Fernsehcomedians Lachkonserven in die Tonspur setzen. Immerhin wird in Live-Shows zuvor das Publikum „aufgewärmt“, damit die Leute wissen, wann in der Show das Zwerchfell zu zucken hat. Neulich hat Nachrichtensprecherin Susanne Daubner einen sog. Lachanfall bekommen, mitten in den Nachrichten und scheinbar ohne Grund. Der Beitrag hiess „Chemiegipfel im Kanzleramt“. Wir hatten uns etwas zu spät zugeschaltet und gedacht, die hat sich versprochen und gesagt: „Chemiezipfel im Kanzleramt.“ Dann hätten wir auch gelacht, aber vielleicht hatte sie das ja nur gedacht, den Versprecher geahnt? O Mann, wie schade. Hätte sie es mal nur gesagt. Dann hätte das ganze Volk mitgelacht und vor allem auch gewusst, warum. Lachen macht sympathisch, es beweist Emotion. Das Volk braucht Emotionen, und soll lernen, wie sowas aussieht. Wobei es schon darauf ankommt, welche Emotion. Hätte sie einen Heulanfall bekommen, wären die Einschaltquoten gesunken, denn das kann ja jeder. Und jeder weiss, die Heulerei ist genausowenig echt wie das Ergebnis von Lachseminaren. Wobei – man müsst es einmal ausprobieren. Wenn der Nachrichtensprecher anfängt zu heulen, das hätte schon was. Gibts ihn morgen noch, macht er weiter? Oder fängt er morgen an zu lachen?
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