Das Baumparadoxon: der Jahresring der Macht

Wir trafen in unserem Jugendrevier auf einen alten Bekannten, der von der Motorsäge gefällt am Boden lag. Wir zählten die Jahresringe am Stumpf und kamen auf über Neunzig, dann zählten wir an der gekappten Spitze und siehe, es waren dort nur zehn. Wir kann das sein? Ein Baumstamm gilt doch als ein einziges Lebewesen, aber kann ein Lebewesen unterschiedliche Lebenszeiten in sich tragen? Ist so ein Baum gar nicht der Herr seiner Ringe? Welches ist der Jahresring der Macht? Also der macht, dass der Baum sein Alter hat, der allen folgenden Ringen und Ringesringen ihren immerwährenden Platz zuteilt, / ein Ring sie zu knechten, sie alle zu finden / ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden – Wann kommen Saurons Scharen, blinkt schon das Auge von Mordor? Stehen wir hier vielleicht am Vulkan, schleicht Gollum sich von hinten heran?…“He was mache Sie da, suche Sie öbbis?“ Ach so, wir stehen bloss im Wald. So ein Glück. „Alles gut, es geht nur um die Jahresringe.“ „Ach, Sie hän en Ring verlore? Ich helf suche…“ Glück ist relativ. *

  • PS: Soeben wurde uns zugetragen, der Baum sei ein einziges Lebewesen, und hat oben weniger Jahresringe, das sei logisch, er wachse ja nach oben. Unser Einwand: Kinder wachsen auch, aber unten und oben gleichzeitig und heutzutage sogar deutlich in die Breite: „Ich weiss auch nicht, warum ich so dick bin, ich ess doch nix.“ Das ist das Pubertätsparadoxon. Wahrscheinlich machen sie Photosynthese. Aus wievielen Lebewesen besteht man in der Pubertät? Zähl die Jahresringe.