Glück wird völkisch

Der Glücksatlas schien uns ein Begriff zum Lachen, zum Vogelzeigen und Kopfschütteln, aber jetzt springt die Wirtschaft auf die Glücksideologie. Glück wird zum Markenzeichen, gefühltes Glück zur Seelenmode. Man kann sich noch so sehr mokieren über die Messung des Unmessbaren, wer in Sachen Glück mit minderwertiger Marke in die Schule des Lebens kommt, wird gemobbt und gedisst und nicht glücklich. Glücksgefühle sind doch paradox, schnallt ihr das nicht? Beispiel Geldbeutel: das Glücksgefühl des Taschendiebs steht diametral gegenüber dem Glücksgefühl des Besitzers nach Entdeckung des Verlusts. Das Glücksgefühl des Henkersknechts steigt umgekehrt proportional zum Glücksgefühl des Opfers. Glück ist wie Wasser, es läuft davon. Glücksgefühle sind die Schmerzmittel der Seele. Sie helfen zwar schnell, gelten aber als umweltschädlich. Nur wenige Prozent Glück werden von der Seele aufgenommen, der Rest gelangt ins Abwasser und trotz moderner Kläranlagen bleiben Altglücks-Rückstände im Wasser, können bei Fischen zu Nierenschäden führen und Teil der Nahrungskette werden…(Moment, haben Fische Nieren? Lösen die ihr Ammoniak nicht direkt über die Kiemen im Wasser…egal. 50 Jahre Bio-Leistung – auch vorbei). In Zeiten, in denen sich Mikroplastik im Menschen anreichert, UV-Licht durchs Ozonloch bricht, die Bauern Trinkwasser (Rastatt!) und Böden vergiften, wenn sie mal nicht streiken, wunderts keinen, dass Krebs zur Todesursache Nummer eins wird. Da muss man ablenken können. Mit einer Pflicht zu Glücksgefühlen. Wer die gut vortäuschen kann, gehört dazu. Alle anderen sind schuld am Unglück. Glück wird völkisch. Kommt bald das Glücksverweigerer KZ? Und ist Glücksnazi ein Unwort?