Der Prepaid-Schummel

Wer keine Vertragsbindung will macht prepaid. So war das früher. Heute ist prepaid ein Tarnbegriff für Vertrag auf Guthabenbasis. Links das alte Samsung mit prepaid-Vorrat bleibt ausgeschaltet am Mann, oder liegt im Handschuhfach. So hält die Batterie ewig, denn wenn man wie wir Autos fährt, bei denen man schon mal den ADAC Notdienst anrufen können muss, wirds halt angemacht. Es sind alle bezahlten Gesprächseinheiten drauf, egal ob nach einer Woche oder einem Jahr. Rechts dagegen das doofe smart-Glump hat auch einen Prepaid Tarif, aber im „Abrechnungszyklus“ von vier Wochen werden 9,95.- abgebucht, ob benutzt oder nicht. Rechtlich gesehen ist das kein Betrug, denn prepaid heisst ja nur „vorher bezahlt“. Es handelt sich also um eine Abbuchungsvereinbarung wie bei einen Vertrag, der läuft halt nur, bis kein Geld mehr da ist. Wird da mit dem Begriff „prepaid“ Gutgläubigkeit ausgenutzt? Gigabyte und Surfertempo her oder hin: Wer mit einer Autopanne liegenbleibt und den ADAC rufen muss, kann das nur mit so einem alten Samsung, denn der smartphone Dreck hat dann womöglich nichts mehr im prepaid Konto. Telefonsicherheit gabs früher mal und war staatlich garantierte Bürgersicherheit. Heute ist „Staatsbürger“ eine Illusion, der Staat besteht aus lauter Einzelkämpfern mit smart-Dreck in der Hose und heisst Apple oder Bill Gates oder Elon Musk und jeder glaubt, er sei der Käs – „dabei stinkt er bloss“ (Zitat: Andreas Merkle). Nur ein einziges Mal das Aufladen vergessen bedeutet Verlust von Staatsbürgerschaft und womöglich allen Menschenrechten. Bis zum Wiederaufladen. Und weil alle so doof sind, glaubt jeder, das wäre normal. Wann kommen die guten alten Telefonzellen zurück? Prinzip: zwei kleine Münzen reinwerfen, verbunden sein mit der Welt. Erst wenn was fehlt, spürt man den Verlust. Wir nennen das den Boris Johnson Effekt.