Jo Nesbö und sein Schuss ins Klo

In fremder Bibliothek gestöbert und auf das Buch Headhunter von Jo Nesbö gestossen. Der Film ist absolut Spitze, Schauspieler und Hergang und Geschichte, tolle Regie – aber auf ein Detail muss näher eingegangen werden, weil es logischen Anstoss erregt. Im „Headhunter“ versteckt sich der Ich-Erzähler im Exkrementenbehälter einer Toilette, als Schnorchel benutzt er die Pappseele einer Klopapierrolle. Dazu muss man den Mund sehr weit aufmachen, sodann behutsam die Position halten, dass es keine Knicke gibt. In Wirklichkeit flösse jede Menge Zeug an den Mundwinkeln herein, aber Nesbö kann sich das nicht vorstellen. Er sitzt den ganzen Tag am Tippgerät und kichert über den Einfall von der Klopapierrolle als Schnorchel und denkt dabei an die Gutgläubigkeit der vielen Leser, die selber auch den ganzen Tag vor Tastaturen hocken und sich mit der Konsistenz von Papprollen nur gedanklich beschäftigen, naturgemäß also wenig intensiv. Der Darsteller taucht ein in die Brühe, nur die Pappröhre ragt über die eklige Masse, als der Killer das Klo betritt und den Deckel hebt. Wie Nesbös Protagonist den Deckel beim Einstieg in die geschlossene Position bringt, beschreibt er so: „Ich legte mir den Deckel so auf den Kopf, dass er nicht herunterrutschen konnte, stemmte die Handflächen rechts und links neben das Loch und liess mich langsam herab.“ Der Schriftsteller muss an einen sehr gedrungenen Oberkörper gedacht haben. Wenn sich der Erzähler auf die Handflächen stützt, wie beim Barrenturnen, dann reicht so ein angeklappter Klodeckel hinten höchstens an die untere Lendenwirbelsäule. Die Phantasie von Nesbö ist dermassen blumig ausgestattet, dass er Körperbewegungen nur leicht andenkt und gleich hinschreibt. Ganz sicher ohne böse Absicht, denn die Leserschaft muss mindestens genauso blumig sein, da kann der Nesbö nichts dafür. Inzwischen wäre eine deutsche Pappröhre längst weich geworden und der Ich-Erzähler am Ersticken. Vielleicht sind skandinavische Klopapierrollen aus anderem Papier geschnitzt? Da oben im Norden ist vieles anders. So verfügen die Auffangschüsseln von Latrinen über indirekte Beleuchtung, weil auch Exkremente ein Recht darauf haben, zu sehen, wohin die Reise geht, denn als sich Nesbös Hauptdarsteller etwas aufrichtet und sein Gesicht die Oberfläche durchbricht, starrt er „direkt auf Clas Greves weißen, behaarten After. Und davor zeichnete sich ein solider, ja ein mehr als solider, ein wahrhaft imposanter Schwanz ab. Und da ein Mann nicht einmal unter Todesangst seinen Penisneid verdrängen kann, dachte ich an Diana. In diesem Moment wusste ich, dass ich Greve töten würde, wenn er mir nicht zuvor kam.“  Aber was, wenn dieser Greve dir vorher voll auf den Schnorchel nesbötet? Und geschehen die meisten Morde an Männern in Skandinavien aus Penisneid? Dann sollte dort in Gemeinschaftsduschen das Licht abgeschaltet bleiben. Licht gibt es nur in der Kloschüssel, und auch nur dann, wenn einer draufhockt, das ist das umgekehrte Kühlschrankprinzip. Duschen wird nur bei Nacht erlaubt, also zur Winterszeit. Oder sind die Morde an skandinavischen Männern die Folge von Penisneid der Frauen? Wenn die Skandinavierin beim Seitensprung entdeckt, was ihr all die Jahre entgangen ist, kriegt sie Penisneid und der eigene Mann bekommt Probleme. Im Klo wird es dann sogar noch heller, denn: „Greve erhob sich, Licht fiel durch das Loch,…“. Vielleicht haben die Nordlichter doch keine Schüsselbeleuchtung? Und Nesbö schreibt einen derartigen Schmarren hin, weil er genau weiss, die Leser quietschen die ganze Zeit vor Lust am Ekel innerlich auf, denen reicht die Andeutung einer Idee, genauso wie dem Publikum von Catcher-Shows, wo sich die Sportler beim Pseudokampf auch nicht berühren, aber in großartigen Bewegungen so tun, als ob, wie im Kinderspiel: ich tät dir jetzt so den Arm verdrehen, und so tät ich dir auf den Leib springen und so tät ich dir in deine komische Klopapierpapperolle treten…

Ach ja, der Bestseller-Nesbö. Wahrscheinlich war da ein Ghostwriter dazwischen. Trotzdem: der Film ist klasse.