Lass nur mal den Akku ausfallen oder das blöde Smartphone geklaut werden: schon bist du nicht mehr existent. Früher konnte man wenigstens für ein paar Münzen jemanden anrufen in einer der vielen Telefonzellen, und vor allem konnte man zum reden die Türe hinter sich zumachen. Heut drückt dir jeder seinen privaten Kram in die Ohren, ob du willst oder nicht. Und wie banal das Leben der anderen oft daherkommt, man schämt sich ja permanent fremd. Unser Freund K. ist pensionierter Freiburger Sozialromantiker und Telefonzellengegner. Er gab uns neulich den Rat, im Notfall einfach jemanden fragen, ob man kurz mit dessen Handy telefonieren darf. Wir schätzen ihn ja wirklich sehr als jemand Gescheites, der erfolgreich ein bürgerliches Sozialleben aufgebaut und durchgeführt hat und deshalb halten wir uns an behutsames Antworten: Heute tragen die Menschen ihr komplettes Leben auf dem Smartphone mit sich rum. Glaubst du wirklich, das gibt einer aus der Hand? Einem Wildfremden? Der vielleicht damit wegrennt, es im Freiburger Bächle versenkt oder jemand anderem zuwirft? Und überhaupt ist doch dann die Nummer unseres Telefonats auf einem fremden Handy. Wie? Keine Antwort? Und was ist gegen die Abgeschiedenheit einer Telefonzelle einzuwenden, wenn das Innerste nach aussen getragen wird? Beim Sch…machen die Leute ja auch die Türe zu. Warum muss ich an dem Sozialquatsch teilhaben, den all die seelisch verarmten Opfer der Digitalisierung jederzeit und überall in die Öffentlichkeit schmieren? Und hat nicht der Staat die Pflicht, öffentliche Telefone vorzuhalten? Immer noch keine Antwort. Unsere Türe bleibt offen…
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