Verbotene Kunst

4.7.15 „Der kann ooch nech über sain Schattn spring“, kritisiert am Tisch hinter mir eine angejahrte Schiffseignerin den Sohn einer anderen Schiffseignerin. Womöglich eine Vorsichtsmaßnahme? Wer in Heiligenhafen die Kunst beherrscht, über den eigenen Schatten zu springen, konnte hier noch vor wenigen Jahrhunderten bei der Landung leicht auf dem Scheiterhaufen aufsetzen. Womöglich genau an der Stelle, an der wir soeben kühles Bier saufen. Ein paar hundert Meter weiter, am Naturjuwel Ostseestrand, stampfen Gastarbeiter eine Siedlung aus Betonplattenhäusern mit Kunstreetdach in den Sand. Genehmigt von Gemeinderäten, die leider nie über ihren Schatten springen. Ökologisch kein Problem, es ist ja eh alles kaputt. Ökonomisch und architektonisch allerdings absolut scheiterhaufenfähig, aber wenn der Belt-Tunnel kommt, fällt die eine Torheit vor der anderen gar nicht mehr auf. Dieser Belt-Tunnel ist schon jetzt das Stuttgart 21 der Ostsee-Spitze, der Flughafen von Heiligenhafen. Man sollte endlich einmal eine Namensliste anlegen.

Anbetungswilligkeit

29.6.15 „Altdeutsche Bierstube“, Heiligenhafen, Aufkleber im Thresenblickbereich: „Als Gott den Mann schuf, übte sie bloß…“ Alter Spruch aus der Vorfemenzeit und bedeutet natürlich, dass ein Allmächtiger, der Fehler produziert, nur eine Frau sein kann. Ach Gott, ach Gott, wäre mir das doch damals schon eingefallen…

Trojaner wollen bleiben

11.5.15 Sie kriegen die Trojaner scheints nicht mehr aus den Bundestagsrechnern. Was spähen die jetzt aus: Debatten? Sprechfehler? Hinterbänkler, die unentschuldigt fehlen? Der Geheimdienstpräsident benennt auf Phoenix eine Unsymmetrie bei Hackerangriffen: Hacker aus scheinbar schwachen Staaten wie Nordkorea können unsere Cyber-Welt bedrohen, wir aber können nicht zurückschlagen, weil diese Staaten aus Gründen des Mangels kaum Computer haben. Die regeln ihre Staaten ohne Elektronik, können aber unsere Systeme lahmlegen. Was hat uns neben einer extremen Anfälligkeit ganzer Versorgungssysteme das Internet gebracht? Menschen, die auf Displays rubbelnd durch die Stadt latschen.

Frühsommerlied

28.5.15 Möglicher Anfang für ein Frühsommerlied: „Die einen haben Schmetterlinge im Bauch, bei den andern sind es noch Raupen.“ Jetzt bloss noch einen Reim finden auf Raupen. Schwierig. Vielleicht umleiten über Verpuppen? „Ich radelte bei Rot und aufm Gehweg – es war mir wurscht ob einer hupt, / ja, da hatte ich Schmetterlinge im Bauch. Doch jetzt haben sie sich verpupt.“ In der Natur andersrum, aber wen juckts.

Blatterninfekt

27.5.15 Mehrere Amerikanische Patrioten wurden in der Schweiz festgesetzt und widersetzen sich momentan der Rückführung nach Amerika aus Staatsschutzgründen: sie sind mit den Blattern infiziert. Singular: Blatter, eine Pustel, gefüllt mit Bazillen. Die Blattern ist ein anderes Wort für schwarze Pest. Logisch, dass die nicht heimwollen. Wenn das nicht patriotisch ist, weiss ich auch nicht.